physik gk

Physik GK Mihm - Sinn oder Wahnsinn?

 

Diese Frage haben sich bestimmt so einige Kursteilnehmer gestellt. Aber bestimmt nicht nur sie, sondern auch alle Schüler, die sich irgendwie, sei es auch gezwungernermaßen, in den Physikunterricht verlaufen haben. Spezielle Würze erhielt dieser Kurs natürlich durch den unverwechselbaren Lehrer, auf den einfach etwas eingegangen werden muß. Jeder, der Herrn Mihm schon mal erlebt hat, weiß, daß er nun ganz und gar kein 08/15-Lehrer ist. Sowohl sein Aussehen wie auch sein Verhalten bringen einen Schüler doch immer wieder in die Verlegenheit, ob man es dabei bewenden lassen kann, sich seinen Teil zu denken, oder ob man sich nicht mehr zurückhalten kann und doch grinsen muß. Er ist einfach einer der ausgefallenen Lehrer, die man in seiner Schullaufbahn mal erlebt haben muß, denn welcher Lehrer rennt sonst mit mehr Bart als Kopfhaar, Skandal-T-Shirts, monatelang mit der gleichen?!/selben?! Hose, jahrelang mit der gleichen Jacke und solch einer Nickelbrille herum? Dazu kommen natürlich noch die etwas abgelatschten Turnschuhe, in denen er aber wohl hervorragend laufen kann und dies auch trainieren muß, denn wenn es an einen Spendenlauf in der Schule geht, macht Herrn Mihm da so schnell keiner was vor. Man sieht nur noch einen Blitz, und dann wird eine Runde nach der anderen gelaufen, sehr lobenswert und beachtlich. Nicht unter den Tisch fallen gelassen werden dürfen die doch so manches mal sehr interessanten Gesichtsausdrücke oder Gesten, die sowohl im Unterricht als auch auf dem Schulhof zu beobachten sind. Aber das schärfste sind und bleiben natürlich die Aussagen dieses Mannes. Kaum ein Lehrer schafft es, die Motivation von Schülern mit so wenigen Worten zu zerstören oder den Schülern so prima das Gefühl zu geben, daß sie ja strutzeblöd wären und von gar nichts Ahnung hätten. Nachdem man sich so etwas wie "NAME, wir sind ja so froh, daß du überhaupt da bist! Wir erwarten ja gar nicht, daß du dein Arbeitszeug mitbringst!" (einer der harmlosesten Sprüche) anhören mußte, geht man bestimmt sehr fröhlich und gut gelaunt in die nächsten Stunden und zur nächsten Physikstunde. Dies war auch der Grund, warum es doch zu einigen Ausfallerscheinungen bei den Teilnehmern des Physikkurses gab und es sogar so weit ging, daß Herr Mihm gedroht hat, daß er normale Entschuldigungen nicht mehr entgegen nehmen werde und wir nur noch ärztliche Atteste vorzubringen hätten. Sicher eine schöne Vorstellung, daß man dann wegen Kopfschmerzen hätte zum Arzt gehen müssen.

Physik allgemein ist ja bekanntlich nicht so der einfachste Unterrichtsstoff, aber wenn man nur selten etwas erklärt bekommt, nur blöd angeflaumt oder vor der ganzen Truppe absolut bloßgestellt wird, wenn man eine Frage gestellt hat, fragt sich der ein oder andere, ob er sich diese Tortur weiterhin antun möchte. Daher ist es auch dazu gekommen, daß am Ende der 13. Klasse nur noch 5 Leute mehr oder weniger regelmäßig und pünktlich im Unterricht saßen. Es ist beachtlich mit welchem Eifer Herr Mihm die regelmäßigen Verpennereien eines Leo oder Benedikt notiert hat. Aber nicht nur die Fehlminuten wurden so fein und säuberlich aufgelistet. Auch bei den Hausaufgaben und vor allem bei der Mitarbeit im Unterricht hat Herr Mihm genau Buch geführt. Wie kaum ein anderer Lehrer macht er sich die Arbeit und gibt jedem Schüler für jede Stunde eine Bewertung, aus der er dann, wenn es auf die Zeugnisse zugeht, perfekt eine Note formen kann. Selbstverständlich ist die Beurteilung sehr streng und der Arbeitseinsatz, den man von anderen Fächern gewohnt ist, darf man in Physik eigentlich nicht an den Tag legen, da man sonst die entsprechende Quittung bekommt. Die Beurteilung ist so streng, daß man im Abi etwa eine Nachkommastelle besser liegen würde, wenn man einen "normalen" Physiklehrer hätte, aber dafür wird einem natürlich auch einiges geboten. In welchem anderen Kurs fühlt man sich denn sonst so wohl, daß man bereits beim Betreten des Raumes den Eindruck des wochenendlichen Kneipenbesuchs bekommt, da man doch interessante Düfte in der Luft erschnuppern darf. Kaum hat man den Raum betreten, vielleicht gerade den Stuhl in der Hand, um ihn herunterzustellen, um sich darauf hinzusetzen und seinen Krempel auszupacken, ertönt schon "Ergebnisse?". Da man die Ergebnisse der Hausaufgaben, sofern man sich damit beschäftigt hat und zu einem Ergebnis gekommen ist, nicht auch noch auswendig gelernt hat, läßt Herr Mihm einem dann doch noch wenige Sekunden, um schnell seine Notizen aus dem Ranzen zu ziehen. Wenn man nun sehr viel Mut hat, die letzten Stunden nicht vom Lehrer total runtergeputzt wurde, weil man ja so blöde Sachen gerechnet hätte, und aus unerklärlichem Grund so lebensmüde ist, sich zu melden, war eigentlich schon sicher, daß man seine Hausaufgaben vortragen durfte, denn der Rest der Mannschaft hüllte sich natürlich in vornehmes Schweigen, da man sich diese Denunziation ersparen wollte oder schlichtweg die Hausaufgaben nicht gemacht hat bzw. nicht machen konnte, da wie bereits eingangs erwähnt, selten Erklärungen aus dem Munde des Lehrkörpers zu vernehmen waren. Mit viel Glück hatte man nun entweder sich durch seitenweises Lesen im Schulbuch oder doch durch Verstehen der sehr mageren Erklärungen des Lehrers den Stoff so weit begriffen, daß man die Aufgaben richtig gerechnet bzw. erklärt hatte. Wobei letzteres selten zutraf, denn nachdem man den Versuch der zu Papier gebrachten Erklärung einer Erscheinung vorgelesen hatte kam ein Gesichtsausdruck von Herrn Mihm, der dem Schüler in etwa vermittelt hat, daß er völligen Schwachsinn verzapft hat, darauf eine Denkpause und die Aufforderung nochmals zu lesen. Nicht selten durfte man auch einen dritten Versuch unternehmen, um nun noch viel verunsicherter loszustammeln. Wie das Ganze endet, ist eigentlich bereits anfangs erklärt: Man hält das nächste Mal die Klappe oder geht, nachdem man in der folgenden Unterrichtszeit noch einige Male Kommentare ernten mußte, die man sich lieber ersparen würde, die nächste Stunde nicht zum Unterricht.

Unsere Kameraden im Jahrgang konnten sich natürlich immer sehr über die neuesten Geschichten aus Physik amüsieren, und wir haben uns auch manchmal gedacht, daß unser Physikunterricht doch besser als jede Talkshow oder Gerichtssendung im Fernsehen wäre und man doch ähnlich wie bei BigBrother Kameras installieren sollte, um das gesamte Fernsehvolk zu unterhalten. Nach den Stunden konnten wir auch oft herzhaft über so einige Aussagen unseres Lehrkörpers lachen, aber im Unterricht kann man sich so etwas natürlich nicht leisten. Wenn es um nichts gegangen wäre und man den Kurs belegt hätte, weil man etwas Abwechslung im Schulalltag gut gebrauchen kann, wäre es sicher das reinste Späßchen geworden, nur leider mußte man auch in diesem Kurs zusehen, daß man wenigstens einige Punkte aufs Konto bekam, auch wenn sich dies sehr schwierig darstellte. Ein spezieller Kandidat kann davon ja ein Liedchen singen, denn fast hätte er wegen seiner Glanzleistungen in Physik ein Jahr wiederholen müssen, um zum Abi zu gelangen. Die Maßstäbe von Herrn Mihm sind einfach nicht zu vergleichen mit denen anderer Lehrer. Nett war auch immer die Situation, wenn eine Frage gestellt wurde, die niemand beantworten konnte. Darauf folgten stets die gleichen, schon fast zur Formel gewordenen, Wörter: "Keiner? - Schade - sehr schade!"

Was man aber auf jeden Fall noch erwähnen muß, ist, daß wir zum Ende unserer Schulzeit (ab 13/I, vor allem aber 13/II) eigentlich recht gut mit Herrn Mihm klarkamen. Es trat eine starke Wende ein, und wir haben viele Experimente gemacht und uns am Rechner interessante Dinge angeschaut. Sogar biographische Videos haben wir uns angesehen und Biographien berühmter Physiker gelesen. Wir haben uns auf einmal nicht mehr zum Unterricht quälen müssen und hatten Freude daran, die Experimente aufzubauen und durchzuführen. Selbst die Auswertung ist nicht so katastrophal verlaufen wie die üblichen Physikstunden. Nur einem hat dies nicht so sehr gefallen, denn Benedikt bekommt das Kribbeln, wenn er hört, daß etwas strahlen könnte. Auch wenn wir zumeist mit relativ ungefährlichen Stoffen experimentiert haben, so hat er es doch vorgezogen, uns die Plakate vorzulesen, die man in der letzten Ecke des Physikraumes erahnen konnte. Eine Sicherheitsmessung gab aber Herrn Mihm und dem restlichen Kurs Recht, daß die Strahlung des eingesetzten Radiums nicht sehr groß sei, auch wenn Herr Singer der Meinung war, daß wir den Versuch anders aufbauen sollten und das Präparat von uns wegstrahlen sollte.

 

Fazit: Nicht umsonst ist Herr Mihm einer der gefürchtetsten, meistdiskutierten und sehr häufig zitierten Lehrer unserer Schule.