das kabüffchen
Während andere einfach nur in die Cafete gingen, gingen wir in das Kabüffchen.
Bis man sich in dem Luftschutzbunker ähnlichen Raum sicherfühlen konnte, musste man sich jedoch erstmal durch die Küche und an dem Kaffeautomaten vorbei. Wenn man dann aber die dicke Stahtür hinter sich zuschlug fühlte man sich sicher (so sicher, dass sogar ungestörte Lästerunden abgehalten werden konnten ohne das ein Wort nach draussen drang).
In der wohnlichen Atmosphere :-) fühlte man sich sofort wohl und man überroch wohl das ein oder andere Mal die streng riechende Luft (da einige Mitschüler das Element Wasser nur vom Blumengießen kennen). Die Luft war ohnehin immer ein Streitpunkt, denn einige wollten selbst im tiefsten Winter den "Luftschlitz" offen halten, während andere die Heizung aus 5 drehten (so war die Heizung im Winter auch immer gut bevölkert).
Dafür war man im Kabüffchen nie allein. Und selbst wenn man das einzigste menschliche Wesen war, so waren da immer noch die Pilze an den Wänden, auf dem Boden, unter dem Sofa und auf mitgebrachten Abiparty Hinweischlidern.
Auch an und in den Mülleimern, ääh Müllecken (zwei große Kartons in den Ecken, die erst geleert wurden wenn sie überliefen) fühlten sich die Pilze ziemlich wohl.
Die geschmackvolle Einrichtung versprühte ihren ganz besonderen Charme. Auch wenn sie sich gegen uns gewehrt hat, ein Stachel hält uns noch lange nicht davon ab auf den braunen Sitzgelegheiten Platz zu nehmen. Stattdessen markierten wir die Stellen ("hier ist ein Stachel!!") mittels eines Eddings und eines Nachrichtenmagazins (wer wollte nicht schon immer mal auf Politikerköpfen Platz nehmen?)
So fanden in der Hochzeit in dem ca 9 qm großen Raum 25 Personen Platz (5 auf dem großen Sofa, 4 auf dem kleinen, 3 auf dem Sessel, 4 an der Heizung und der Rest auf Stühlen und dem Tisch).
Man nahm sich ansonsten zwar immer vor, Hausaufgaben zu machen oder für eine Klausur zu lernen, sobald man dann aber sein Heft ausgepackt hatte, wurde gerade eine interresante, wichtige und vor allem lustige Diskussion angestimmt an der man sich natürlich nicht enthalten konnte. Oder das Kartenspiel welches seinen Platz auf dem Tisch hatte (und welch ein Wunder bis zum Schluß keine Karte gefehlt hat) suchte noch dringend eine Beschäftigung oder andere einen Mitspieler für "20 ab". Auch wenn das Kartenspiel nach einiger Zeit ziemlich versifft aussah und geklebt hat, so hat man doch schnellstens die Lernutensilien weggelegt.
Man fühlte sich einfach wohl und könnte wohl den ganzen Tag im Kabüffchen verbringen, insbesondere wenn der aus dem Unterricht übrig gebliebene Kuchen zum Verzehr auf dem Tisch (das wacklige Ding in der Mitte) stand, wenn einige Mitschüler auszogen um Süßes oder Brötchen zu besorgen oder wenn andere aus dem Mc Donald's leckere Snacks mitbrachten. Einige fühlten sich im Kabüffchen schon so heimisch, dass sie dort einen privaten Vorratsraum mit Mineralwasser einrichteten.
Man erkannte die "Kabüffchenbewohner" übrigens daran, dass sie nichts mehr sehen konnten, sobald sie ins Sonnenlicht zurückkamen. Der Name war also auch Programm :-)
Ich werde jedoch das Kabüffchen immer mit der Schulzeit verbinden und die Schulzeit immer mit dem Kabüffchen.


An alle die jetzt noch darin hausen: haltet es in Ehren!!



Dorothee Wagner




Friedemanns Sämpf zum Thema: Einige kennen "Das Kabüffchen" auch unter der Bezeichnung "Beischlafraum". Denke sich dabei jeder, was er möchte...