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Kursbericht: Informatik (Hr. Flinner)

 

Bei einer Informationsveranstaltung, auf der die Eltern eigentlich von unserem Abitopf-Chefkoch über den Ablauf unseres Abiturs und die genauen Verpflichtungen und Möglichkeiten informiert werden sollten (sie waren nachher fast genauso schlau wie vorher und mußten sich ganz darauf verlassen, daß ihr Kindchen das schon irgendwann verstehen wird und durchkommen wird) stellte sich etwa folgendes dar:

Besucher: „Gibt es die Möglichkeit Informatikunterricht zu bekommen und wird das garantiert?"

Hr. Dietrichkeit: „Ja, es wird Informatikunterricht angeboten, auch wenn nur wenige Schüler teilnehmen."

Besucher: „Auch wenn vielleicht nur noch zwei Leute da sitzen werden?"

Hr. Dietrichkeit: „Ja, auch dann. Es muß dann eine Möglichkeit gefunden werden."

Daß es im Endeffekt so schlimm kommen würde, hatten sich wahrscheinlich weder der Besucher noch Herr Dietrichkeit ausgemalt. Aber der Reihe nach. Am Anfang der 11. Klasse bildete sich ein Informatikkurs mit sage und schreibe 10 stolzen Mitgliedern. Da Herr Flinner der einzige Lehrer mit Zulassung für den Informatikunterricht in der Oberstufe an unserer Schule ist, fiel die Wahl nicht schwer, welchen Lehrer wir uns denn aussuchen würden. Zwischen Hardware und Software begann bereits die erste Ausdünnung des Kurses. Bereits nach 4 Wochen gab die erste auf, da sie sich unter Informatik etwas ganz anderes vorgestellt hatte. Ihr folgten mit dem Halbjahreswechsel weitere vier Kandidaten, die ebenfalls andere Inhalte erwartet hatten. Am Ende der 11 wurden dann die Zettel für die Abwahlen ausgeteilt und siehe da, es entschieden sich weitere drei potentielle IT-Größen, sich die zusätzliche Belastung nicht weiterhin anzutun. Wer hat mitgezählt? Die mathematisch angehauchten unter den Lesern werden wahrscheinlich festgestellt haben, daß wohl nur noch zwei Leute übrig blieben. Diese beiden fragten sich natürlich, ob der Kurs überhaupt in der 12 weiter angeboten wird, aber an dieser Stelle ein dickes Lob: Herr Dietrichkeit stand zu seinem Wort, und es wurde den beiden unerschrockenen Computerfuzzis möglich gemacht, weiterhin in Informatik unterrichtet zu werden. Die Kurse der 12. und 13. Jahrgangsstufe wurden zusammengelegt und so kamen die zwei Überbleibsel bereits zu der Ehre, daß sie schon in der Abizeitung des letzten Jahrgangs abgelichtet wurden. Mit 6 Leuten aus der 13 ergab sich also ein 8-Mann starker Kurs. Leider liegt die Betonung hier auf Mann, denn von dem doch so zahlreich vertretenen anderen Geschlecht war im Informatikunterricht nichts zu sehen. Nachdem die 13er alle erfolgreich zum Abi geschritten waren, konnten die 12er einige sehr interessante Stunden genießen. Wo wird einem sonst solch ein Einzel- bzw. Doppelunterricht geboten? Schnell machte man sich mit dem Begriff „50% des Kurses" vertraut. Als wir in die 13 kamen, wurde unser Kurs mit vier noch unverbrauchten 12ern aufgefrischt, die aber auch bald mit Operationen auf Bäumen (Ein Team von Ärzten steigt auf einen Baum, um dort Blinddärme zu entfernen. Warum? Keine Ahnung!) und ähnlichen Nettigkeiten geärgert wurden. An dieser Stelle auch einen netten Gruß an unsere Kollegen und viel Spaß im nächsten Jahr.

Soweit die doch etwas ungewöhnliche Zusammensetzung unseres Kurses. Aber warum hatten denn so viele sich unter Informatik etwas anderes vorgestellt? Unser Lehrer hat uns darauf einige Antworten geben können (Ausrufe aus dem Unterricht):

Informatik ist ...

... nicht SMS schicken

... nicht Lara Croft 3D zu spielen

... nicht Soundkarte einrichten

... nicht 3D-Spiele zu spielen in dreidimensionalen Räumen, die es gar nicht gibt

OK, Sie sind so schlau wie vorher? Wir auch :-)

Interessant waren auch die Rechner-Umräum-Aktionen. Wie Sie vielleicht wissen, veraltet die Technik im Bereich der Rechner sehr schnell und dank der guten Mittel, die an unserer Schule zur Verfügung stehen, wurden jedes Jahr in einer großen Aktion alte Rechner ausrangiert, und es kamen neue flotte Maschinen zum Einsatz. Dies war natürlich auch mit einiger Arbeit verbunden, bei der wir Unterstützung geleistet haben. Am schlimmsten war es dabei, wenn man an dem Punkt angelangt war, wo Herr Flinner nur noch „es funktionierte doch vorher" sagen konnte und einfach nichts so lief, wie man es gerne gehabt hätte. Allgemein haben wir den Informatikunterricht als einen der emotionalsten empfunden, denn etwa 95% der Stunde sitzt man vor dieser blöden grauen Kiste, tippt irgendwelche kryptischen Zeichen in die Tastatur, die sowieso kein Mensch verstehen kann, testet und tüftelt, doch es will einfach nicht funktionieren. Der Computer ist eben auch nur ein Mensch, der ab und zu auch mal seine schlechten Tage hat, oder wie ist das? Nein, er ist eben doch nur eine Maschine, die dann irgendwann auch mal so funktioniert und das macht, wie man es gerne hätte (bei 50% des Kurses). Nachdem man also fast die komplette Stunde geflucht hat, auf dem Rechner rumgehauen, alle fast unter der Decke kleben, kommt irgendwo aus dem Raum der Schrei: „es geht". Einer hat also rausbekommen, wie man die Maschine überlisten kann, zeigt es darauf auch den anderen und nun tritt bei allen die 5% haushohe Freude ein, in der man die ganze Welt umarmen könnte, z.T. wie ein kleiner Gummibär freudestrahlend durch den Raum hüpft, und man froh ist, ein weiteres mal gegen die Maschine gewonnen zu haben.

Daß die anderen 50% des 13er Kurses nicht immer die größte Motivation hatten und sogar eigentlich nach 13/I auch den Informatikunterricht nicht weiter belegen wollten, lassen wir an dieser Stelle mal unter den Tisch fallen. Was jedoch noch zu erwähnen bleibt, ist, daß wir auf Grund des Informatikunterrichts immer spät Sport hatten und in der 12. Klasse uns ein absoluter Hammertag erwartete: 2 Physik, 2 Mathe-LK, 2-Geschi bzw. GK-LK, 2 Info und dann die zwei besagten Stunden Sport. Unser Marathon bestand darin, dabei keine Kopfschmerzen zu bekommen, was uns jedoch selten gelungen ist. Sport ist aber sowieso nicht so ganz das Ding derer, die auch an Informatik verzweifeln.

Auch wenn der Unterricht oft sehr anspruchsvoll war (ich verzichte auf die für Laien absolut (und für uns zum Teil) unverständlichen Zitate aus der endlosen Kopiensammlung) hatten wir immer unser Späßchen und haben sehr viel gelernt, naja, zumindest 50% des Kurses.

Für alle, die unter Informatik verstehen, daß man beigebracht bekommt, wie man eine Textverarbeitung oder eine Tabellenkalkulation benutzt, sei gesagt, daß dies eigentlich mehr Grundvoraussetzung ist als Unterrichtsinhalt. In Informatik wird programmiert und bestimmte Dinge logisch durchdacht, es werden Datenbanken angesprochen und Listen gebaut, Zeiger verbogen und Bits manipuliert, es werden Bäume aufgebaut und FlipFlops konstruiert. Um ein vorletztes Mal Herrn Flinner zu zitieren „nix als nur klicki-bunti!".

Zu Herrn Flinner sei noch gesagt, daß er regelmäßig die folgende Frage am Ende einer Doppelstunde an 50% unseres Kurses gestellt hat: „Leo, hast Du eigentlich verstanden, worum es hier geht und was wir gemacht haben?", die heute gefahrlos beantwortet werden kann: NÖ!

 

verfaßt von Friedemann Lindenthal;

verändert, „verbessert", den lustigen Teil beigetragen, demotiviert, gelesen von Leo Hoffmann